
Ich sehe was, was du nicht siehst
Eine Frau denkt darüber nach wegzugehen. Sie befürchtet, dass es verlorene Zeit sein würde, inmitten der Banalitäten eines Lebens zu bleiben, das sie erschöpfend kennt. Sie geht zunächst »ein bisschen« weg und stellt fest, dass sich auch in der Stadt mit den Doppelstockbussen genau dieselben Dinge ereignen. Etwas macht ihr Angst. Sie sieht etwas, was du nicht siehst, und beschliesst, »richtig« wegzugehen. Mit ihrem Sohn, einem grünen Nilpferd und einem kleinen Hund verlässt sie Deutschland. Das Land, in das sie kommt, begrüsst sie mit dicken, torkeligen Sternen und silbrigen Baumreihen im Abendlicht. Viele kleine Dinge findet sie hier: nachbarliches Geplauder, einen Schulranzen für ihren Sohn und eine wild zerzauste Katze. Viele grosse Dinge sind plötzlich da: das Gelb und Grün van Goghs, das beiläufige Glück einer neuen Art des Lebens und eine Liebe, die nicht mehr alles von sich verlangt. Ich sehe was, was du nicht siehst: Damit müssen wir alle zurechtkommen. Doch mit dem, was wir gemeinsam sehen, jederzeit auch.
Autor: | Birgit Vanderbeke |
Ausgabe: | 2001 |
Verlag: | Fischer Verlag |
Einband: | Taschenbuch |
Seiten: | 121 |
Sprache: | Deutsch |
Zustand: | mittel |